JOBSTARTER plus-Projekte unterstützen kleine und mittlere Unternehmen bei allen Fragen rund um die Berufsausbildung.
Der neue JOBSTARTER-Film zeigt, wie die von BMBF und ESF finanzierten Projekte arbeiten und Betriebe, Auszubildende und die duale Ausbildung profitieren. Zu Besuch beim Projekt „Ausbildung jetzt!“ in Hagen.
Wie die digitale Zukunft für Azubis, Ausbilder und Berufsschullehrer in der beruflichen Ausbildung aussehen kann, damit hat sich das Projekt „Kompetenzorientiertes Lernen im Arbeitsprozess mit digitalen Medien“ (KOLA) auseinander gesetzt.
Das zentrale Forschungsziel des Projekts war es herauszufinden, wie sich die Lernorte in der Ausbildung durch mobiles Lernen stärker verzahnen lassen. Die ZWH hat das Projekt beratend begleitet und übernimmt den Transfer der Projektergebnisse auf Bundesebene und in andere Handwerksberufe.
Broschüre: „KOLA- Kompetenzorientiertes Lernen im Arbeitsprozess mit digitalen Medien: Projekt, Ergebnis, Umsetzung“
In der neu erschienenen Broschüre werden die Projektergebnisse kompakt und praxisorientiert zusammengefasst. Neben der Beschreibung der grundlegenden Funktionen der im Projekt entwickelten App werden den Lesern auch konkrete Arbeitshilfen zur Umsetzung und zum Einsatz der KOLA-Software an die Hand gegeben. Die Broschüre kann bei der ZWH angefordert oder als PDF heruntergeladen werden:
Abschlussworkshop: „Mit dem Handy auf der Baustelle: Kompetenzorientiertes Lernen im Arbeitsprozess mit digitalen Medien“
Neben der Broschüre dient auch der Abschlussworkshop dem Transfer der Projektergebnisse auf Bundesebene. Diesen hat die ZWH zusammen mit den Projektpartnern am 21. Juni 2017 bei der Handwerkskammer des Saarlandes unter dem Motto „Mit dem Handy auf der Baustelle: Kompetenzorientiertes Lernen im Arbeitsprozess mit digitalen Medien“ veranstaltet. Als Gastgeber wies der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer des Saarlandes, Dr. Arnd Klein-Zirbes, in seiner Begrüßung darauf hin, dass das Projekt KOLA einen aktiven Beitrag zur Digitalisierung im Handwerk leistet, indem es die Lernorte durch den Einsatz einer mobilen Anwendung auf dem Smartphone miteinander verbindet und damit sowohl Ausbildern als auch Auszubildenden einen zusätzlichen Nutzen bringt.
Dass die Lernortkooperation derzeit aus Sicht der Auszubildenden als relativ schlecht bewertet wird, stellte Jun.-Prof. Matthias Rohs in seinem Vortrag „Dezentralisierung – Pluralisierung – Virtualisierung: Entgrenzungen und Verbindungen von Lernorten der beruflichen Bildung“ fest. Denn die duale Ausbildung kann anderen Formen der Ausbildung nur dann überlegen sein, wenn die Potenziale, die in ihr stecken, auch ausgeschöpft werden.
Wie die Lernorte mithilfe der KOLA-App besser zusammenarbeiten können und informelles mit formellem Lernen verknüpft werden kann, das waren zentrale Fragen bei der Entwicklung der KOLA-App und -Lernumgebung. In der Projektvorstellung wurden dieser Entwicklungsprozess und die flankierenden Maßnahmen bei der Einführung der KOLA-Software verdeutlicht.
Auf der Podiumsdiskussion, an der Projektbeteiligte aus allen drei Lernorten teilnahmen, wurde von Erfahrungen mit der KOLA-App in der Praxis berichtet.
Von den Ausbildern wurde ein großer Vorteil in der Möglichkeit gesehen, Bilder hochzuladen, um einen präziseren Eindruck des geschilderten Problems zu erhalten. Denn es kommt vor, dass die Auszubildenden nicht auf derselben Baustelle unterwegs sind wie ihre Ausbilder. Die KOLA-App ermöglicht dann eine Ferndiagnose durch den Ausbilder und damit eine verbesserte Begleitung der Auszubildenden. Dennoch werden mit der Einführung der App auch Einstellungsänderungen notwendig: Ein kategorisches Handyverbot in Berufsschule und auf der Baustelle ist dabei hinderlich. Hier gilt es um- bzw. neuzudenken.
In den Foren wird das Thema Digitalisierung im Handwerk diskutiert
In den Foren waren die Veranstaltungsteilnehmer nach dem Mittagessen selber aufgerufen, ihre Erfahrungen in Sachen Lernortkooperation und Digitalisierung im Handwerk mit einzubringen. Forum 1 beschäftigte sich mit der Frage, was Betrieb, Schule und ÜLU voneinander erwarten. In einer Online-Umfrage über die Smartphones der Teilnehmer wurde der Pegel der Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit der Lernorte ermittelt. Der gegenwärtigen Lernortkooperation wurde dabei ein eher schlechtes Zeugnis ausgestellt: Die meisten der Teilnehmer sind mit ihr unzufrieden.
Im weiteren Verlauf wurden Kritikpunkte und Lösungsansätze erarbeitet. Die Hauptkritik bestand darin, dass jeder Lernort nur auf die eigene Aufgabe schaut und eine Kommunikation untereinander praktisch nicht stattfindet. Als Ursachen dafür werden Zeit- und Ressourcenmangel ausgemacht. Als wirksame Maßnahmen wurden die Einführung von Kümmerern und die Schaffung von Kommunikationsgelegenheiten für den Austausch der Lernorte untereinander erarbeitet. So könnten die Kümmerer das Gespräch mit den einzelnen Lernorten suchen und Transparenz darüber schaffen, was in den anderen Lernorten an Lernstoff vermittelt wird.
In Forum 2 wurde das Thema Digitalisierung im Handwerk zum einen aus der Sicht des Betriebes und zum anderen aus der Sicht des Bildungsanbieters (Bildungszentrum/Berufsschule) diskutiert. Es wurde festgestellt, dass alles mit der Einstellung gegenüber Digitalisierung steht und fällt: Das Update ist zwingend notwendig und alle, die es nicht mitmachen, werden früher oder später abgehängt sein. Die Lernortkooperation muss weiter ausgebaut werden, sie muss zu einer Art Teamwork werden.
Dies kann technisch von der KOLA-App bereits geleistet werden, allerdings hinken die Anwender zum Teil noch hinterher. Um hier eine Veränderung herbeizuführen, muss die Medienkompetenz übergreifend für alle weiterentwickelt werden. Es wurde festgestellt, dass das Handwerk sehr heterogen ist: Es gibt Befürworter, Mitläufer und kategorische Gegner. Dabei spielt das Alter keine Rolle, die Einstellung zu digitalen Medien ist dabei entscheidend. Kleine Betriebe brauchen besonders enge Begleitung bei der Digitalisierung. Weil die Vorbehalte im Handwerk gegenüber der Digitalisierung verhältnismäßig groß sind, sind Best-Practice-Beispiele erfolgversprechend, um die Haltung im Handwerk zum Positiven zu verändern. Ganz nach dem Motto „Es braucht Vorreiter, die Anderen werden dann folgen“.
„Staffelübergabe“: Die von den Projektpartnern erarbeiteten Ergebnisse werden nun von der ZWH bundesweit transferiert.
Zum Abschluss der Veranstaltung erfolgte die „Staffelübergabe“: Die von den Projektpartnern erarbeiteten Ergebnisse werden nun von der ZWH bundesweit transferiert. Zu den dazu vorgesehenen Maßnahmen gehören neben der von der ZWH herausgegebenen Broschüre und der Abschlussveranstaltung auch das kostenlose Hosting der Lernumgebung für die Handwerkskammern und die weitere Verbreitung der KOLA-Projektergebnisse, z. B. auf geeigneten Informationsveranstaltungen.

Foto: Peter Diersch