Zukunft. Weiterbildung. Handwerk.

ZWH Aktuell

ZWH-Bildungskonferenz mit 200 Teilnehmern in Augsburg

„Gut beraten im Handwerk“ – unter diesem Motto traf sich am 15. und 16. November das Handwerk auf der ZWH-Bildungskonferenz, die in diesem Jahr in der Handwerkskammer für Schwaben in Augsburg stattfand. Gefeiert wurde dabei auch das 20. Jubiläum der Bildungskonferenz.

Rund 200 Teilnehmer tauschten sich auf der Bildungskonferenz zur Gegenwart und Zukunft der beruflichen Bildung im Handwerk aus. Themenschwerpunkt war in diesem Jahr das Thema „Beratung“. In einer mitreißenden Keynote von Edgar K. Geffroy sowie in den Vortragsreihen wurde unter anderem der Frage nachgegangen, wie Beratung strukturell aufgebaut sein muss, damit Beratungsprozesse gewinnbringend angenommen werden. Darüber hinaus standen auf der Bildungskonferenz die Themen „Integration in den Arbeitsmarkt“, „Prüfen im Handwerk“ sowie „Lehren und Lernen mit Neuen Medien“ im Mittelpunkt.

ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke betont dienstleistenden Charakter der Beratung im Handwerk

Eröffnet wurde die 20. Bildungskonferenz von Ulrich Wagner, dem Geschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben. Er wünschte allen Teilnehmern zwei spannende Konferenztage und „fruchtbare Impulse, mit dem Hinweis, die Erkenntnisse sowie Tipps dann auch in der Praxis umsetzen zu können“. Wagner betonte dabei auch die Bedeutung des Titelthemas. Beratung sei für das Handwerk eine unverzichtbare Serviceleistung, deren Ziel es sei, „die Betriebe fit zu machen für die Zukunft und für die Bewältigung ihres Alltags, damit sie am Markt agieren können“.

Holger Schwannecke, Generalsekretär des ZDH, gab in seiner anschließenden Eröffnungsrede einen Überblick über aktuelle Entwicklungen und ermunterte die Handwerksorganisationen, den eingeschlagenen Weg beim Thema Beratung weiterzugehen. Es sei absolut notwendig, den dienstleistenden Charakter der handwerklichen Serviceleistungen weiter auszubauen. „Bündeln Sie Ihre Kräfte, sehen Sie sich nicht als Konkurrenten“, sagte er zu den Anwesenden und betonte dabei auch die Rolle der ZWH als zentralen Dienstleister, der die 100-prozentige Unterstützung des ZDH habe.

Keynote-Speaker Edgar K. Geffroy: Kunden als Partner wahrnehmen und behandeln

Der Strategieberater Edgar K. Geffroy betonte in seiner Keynote „Herzenssache Kunde: Beratung als Erfolgsfaktor“, dass das Handwerk beim Thema Beratung mit den Augen des Kunden schauen müsse. Erfolg entstehe im Kopf, so Geffroy, also sei Beratung für den Kunden unerlässlich. Um diese zu gewährleisten bzw. zu optimieren, müsse ein entscheidender Denkwandel stattfinden: Der Kunde solle als Partner wahrgenommen werden, auf dessen Bedürfnisse man sich empathisch einzustellen habe. „Wir brauchen eine neue Empathie, um zu verstehen: Der Kunde entscheidet, was er braucht.“ Bei der Kundengewinnung sei es zudem wichtig, immer etwas zu haben, womit der Kunde verblüfft werden könne.

Als ausgeprägten Schlüsselfaktor für die Beratung nennt Geffroy die Vernetzung von Beziehungen. Je intensiver Beziehungen ausgebaut werden, umso erfolgreicher sei das Geschäft. Geffroy kommt zu dem Schluss: „Lassen Sie uns zusammenarbeiten. Keiner gewinnt alleine. Das hat noch nie funktioniert.“

Auch in den Vortragsreihen am ersten Tag ging es um das Thema Beratung

Der Fokus in den Vortragsreihen am Nachmittag des ersten Tages lag auf dem Thema Beratung – unter anderem auf der erfolgreichen Verzahnung zwischen Betriebsberatung und Bildungszentren, innovativen Beratungskonzepten und dem Zielgruppenmanagement als Strategieprozess. Zudem gab es einen Workshop zur Gestaltung innovativer Geschäftsmodelle und eine Veranstaltung zum Thema „Neu- und Umbau von Bildungszentren“, die mit einer Führung durch den BTZ-Neubau der Handwerkskammer für Schwaben endete.
Den feierlichen und geselligen Abschluss des ersten Konferenztages bildete die Abendveranstaltung im Brauhaus 1516 in Augsburg, bei der auch zahlreiche Erinnerungen an 20 Jahre Bildungskonferenz ausgetauscht wurden.

Am zweiten Konferenztag stand das Thema Integration in den Arbeitsmarkt im Mittelpunkt

Einen Schwerpunkt des zweiten Konferenztages bildete das Thema „Integration in den Arbeitsmarkt“. In seiner Eröffnungsrede betonte Dirk Palige, Geschäftsführer des ZDH und Vorstandsvorsitzender der ZWH, die große Integrationsleistung des Handwerks. Gemessen an der Ausbildungsanzahl würden nirgends mehr Menschen mit Fluchthintergrund ausgebildet als im Handwerk, betonte er. Das sei auch gut so, denn „die deutsche Wirtschaft, insbesondere auch der Mittelstand und das Handwerk, sind auf Fachkräfte und Nachwuchskräfte angewiesen. Das Handwerk hilft Geflüchteten beim Einstieg in eine Ausbildung oder Nachqualifizierung, und damit geht das Handwerk vorbildlich voran“.

Keynote: „Guter Rat ist viel wert – wie migrationssensible Beratung die Integration erleichtert“

In der Keynote des zweiten Tages wurde der Bogen zwischen den beiden Schwerpunkthemen gespannt. In ihrem gemeinsamen Vortrag erläuterten Barbara Schmidt, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, und Stephan Schiele von Tür an Tür – Integrationsprojekte gGmbH, wie migrationssensible Beratung die Integration erleichtert.

Auf einem durch den demografischen Wandel immer engeren Arbeitsmarkt sei die Integration in diesen und die damit einhergehende Fachkräftesicherung ein „Schlüssel gegen eine konjunkturell bedingte Arbeitslosigkeit“, so Barbara Schmidt. Hierbei sei auch „die Stärkung der Qualifikation und Weiterbildung sowie eine Verbesserung der Aufstiegsperspektiven von Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund“ von großer Bedeutung. Deshalb sei Qualifizierung auch einer der Schwerpunkte in der neuen Förderrunde des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung (IQ)“, wie Schmidt in der anschließenden Podiumsdiskussion ausführte. Sie verwies dabei auch auf das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, dessen Botschaft es sei, „dass akademische und nicht akademische Fachkräfte künftig einen gleichberechtigten Zugang zum Arbeitsmarkt haben sollen“.

Entscheidend sei dabei, Zuwanderer und Geflüchtete im Verlauf ihrer Anerkennungsverfahren zu begleiten und gut zu beraten, betonte Stephan Schiele in seinen Ausführungen zur Anerkennungsberatung. Er leitet im Rahmen des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ seit 2008 die Anerkennungsberatung in Augsburg und konnte auf die Erfahrung von über 22.000 Beratungen verweisen.

Podiumsdiskussion: Fachkräftesicherung ist für das deutsche Handwerk das Schlüsselthema schlechthin

Beide Keynote-Speaker waren anschließend auch Teilnehmer der Podiumsdiskussion mit dem Titel „Arbeitsmarktintegration von Menschen mit internationaler Familiengeschichte“, die von ZDF-Moderator Dr. Norbert Lehmann geleitet wurde. Weitere Teilnehmer waren Dr. Rudolf Bünte von der Bundesagentur für Arbeit, Rainer Kettner von der HWK Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, sowie Sebastian Knobloch, Geschäftsführer der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH).

Die Runde war sich darüber einig, dass die Fachkräftesicherung für das deutsche Handwerk das Schlüsselthema schlechthin sei. Besonders Menschen mit Migrationshintergrund seien dabei von Bedeutung. Es handele sich um eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, so der Tenor. Nicht nur die Wirtschaft profitiere, sondern auch die Menschen, die Arbeit oder eine Ausbildung in Deutschland finden. Neben der wirtschaftlichen Teilhabe an der Gesellschaft fördere dies auch die soziale Integration, da sie Kollegen treffen, Alltäglichkeiten erleben und dadurch die deutsche Sprache sowie die deutsche Kultur erlernen.

Dies zu erleichtern, das sei die Aufgabe zahlreicher Akteure. Dr. Rudolf Bünte betonte, dass der Kundenkreis der Bundesagentur für Arbeit zu rund 40 Prozent aus Migrantinnen und Migranten bestehe und es eine große Bandbreite an Maßnahmen gebe. In diesem Zusammenhang lobte er auch das große Engagement des Handwerks in dieser Hinsicht.

Entscheidend für eine erfolgreiche Integration sei auch ein entsprechendes Netzwerk, betonte Manfred Kettner von der Handwerkskammer Mannheim. Und dann komme es natürlich auf die Beratung und „gezielte und clevere Maßnahmen“ an, um Zugewanderte durch den „Dschungel der Agenturen, Jobcentern und Ausländerbehörden“ zu begleiten. Wichtig sei auch gewesen, das entsprechende Projekt im Förderprogramm IQ direkt bei der Kammer anzusiedeln, da hier die Schnittstelle zwischen Antragstellern, die in Anpassungsqualifizierungen gehen oder weiter vermittelt werden, und der Ausbildungsberatung oder anderen Abteilungen gegeben sei.

Unterstützung dabei gibt es auch von der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk, betonte Sebastian Knobloch. „Wir entwickeln Werkzeuge, die sich an Geflüchtete richten und Migranten und Migrantinnen. Wir setzen uns mit den Betrieben auseinander, geben Hilfestellungen und zeigen ihnen die Wege auf, an welche weiteren Stellen sie sich wenden müssen“, so der Geschäftsführer der ZWH. Hierbei sei es auch wichtig, die Migrantenorganisationen als Multiplikatoren stärker einzubeziehen und dort die Arbeits- und Karrieremöglichkeiten des Handwerks bekannter zu machen.

Arbeitsschwerpunkte in den Foren: Lehrgänge, Prüfen, Neue Medien

In den Foren des zweiten Tages standen die Arbeitsschwerpunkte der ZWH im Mittelpunkt: Lehrgänge, Prüfen, Neue Medien. Unter anderem ging es um die neue Struktur der Meisterprüfungsverordnung, die Gestaltung von Prüfungsaufgaben sowie Herausforderungen für Prüfende und den Einsatz von Neuen Medien in der beruflichen Bildung. Ein Workshop zur interkulturell orientierten Personalarbeit in kleinen und mittleren Unternehmen ergänzte das Programm.

Außerdem gab es auf der Bildungskonferenz an beiden Tagen für die rund 200 Teilnehmer viel Raum zum Netzwerken und Diskutieren sowie die Möglichkeit, die angeschlossene Fachmesse zu besuchen.

ZWH-Bildungskonferenz macht eine Pause

Die ZWH bedankt sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der diesjährigen Bildungskonferenz für ihre aktive Teilnahme und freut sich auf ein Wiedersehen. Nach 20 Jahren legen wir nun aber erst einmal eine kreative Pause ein – und kommen 2020 mit einem neuen Konferenzkonzept zurück.

zum Newsarchiv